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Tagesimpuls am 02.01.2022

Schneeräumen
Datum:
Veröffentlicht: 2.1.22
Von:
Dr. Alfred Beyer

Schneeschippen ist eine symbolträchtige Tätigkeit. Manche Leute sagen: „Das lohnt sich nicht, der schmilzt sowieso wieder weg!“ Recht haben sie ja, aber wann taut der Schnee weg? Was ist, wenn in der Zwischenzeit jemand darauf ausrutscht? Ein Gehsteig muss begehbar sein, folglich muss man räumen, auch wenn kein Schnee ewig liegenbleibt und auch wenn es morgen wieder schneit.

Mit dem christlichen Auftrag, die Welt gegen alle Widerstände gerechter, liebevoller und sinnvoller zu gestalten, ist es ähnlich. Wenn man sich die christliche Weltgeschichte anschaut, staunt man, was da geleistet wurde, das heißt: Wie viele vom Heiligen Geist durchdrungene Menschen erfolgreich zum Segen aller gewirkt haben. Andererseits ist die Welt dadurch um keinen Deut besser geworden. Schlimmer noch: Im Namen Christi wurden auch Straftaten begangen.

Alle, die ausziehen wollen, eine bessere Welt zu schaffen, müssen mit Enttäuschungen rechnen. Doch das Evangelium tröstet sie und uns, wenn es sagt, dass die neue Welt nicht wir machen, sondern Gott. Was wir tun können, ist Schneeschippen. Eines Tages wird der Frühling kommen und allen Schnee hinwegschmelzen. Aber noch ist Winter und auch im Winter müssen die Wege gangbar sein, müssen die Ängstlichen, die Belasteten und Betrübten erfahren, dass sie nicht eingeschlossen sind in ihren Problemen, sondern dass auch ihnen eine Gasse freigeschaufelt wird.