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Tagesimpuls am 11. März

Schätze
Datum:
Veröffentlicht: 11.3.21
Von:
Dr. Alfred Beyer, Diakon
Absichtslos gut sein Teil 2

Absichtslos gut sein – eine Weisheitserzählung

Vor langer Zeit lebte ein frommer Mann, der so gut war, dass selbst die erstaunten Engel vom Himmel herabstiegen, um zu sehen, wie ein Mensch so selbstlos gut sein konnte. Dabei ging dieser Mann ganz einfach seinen täglichen Aufgaben nach und strahlte dabei Liebe und Wohlwollen aus, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er lebte schlicht nach dem Grundsatz: Gebe und vergebe. Dennoch kamen diese Worte niemals als eine Belehrung über seine Lippen; sie drückten sich vielmehr aus in seinem freund-lichen Lächeln, das er allen schenkte, und in seiner liebenswürdigen Anteilnahme und seinem absichtsfreien Helferwillen.

Die Engel brachten den Himmlischen Kunde vom wohltuenden Wirken dieses Mannes und sie baten Gott: „O Herr, erfülle ihm einen Wunsch!“ „Einverstanden“, sagte der Herr, „fragt ihn, was er sich wünscht!“ So erkundigten sich die Engel bei jenem From-men nach einem Wunsch. Dieser aber war wunschlos zufrieden. „Du musst um ein Wunder bitten“, gab man ihm zu verstehen.

„Nun gut“, sprach der Heilige, „dann soll mein Wunsch sein, dass ich viel Gutes tue, ohne mir dessen bewusst zu sein und ohne dass ich eine Absicht damit verbinde.“ Die Engel waren ob dieses Begehrens recht erstaunt. Sie berieten sich miteinander und trugen schließlich folgenden Plan dem Allmächtigen vor, der ihn guthieß: Jedes Mal, wenn der Schatten des heiligmäßigen Mannes so fällt, dass er ihn nicht sehen kann, soll ihm die Macht zukommen, Kranke zu heilen, Schmerzen zu lindern und Traurige zu trösten.

Und so geschah es. Wo immer der Heilige hinkam, machte sein Schatten die Felder grün und fruchtbar, er ließ versiegte Quellen wieder fließen, blassen Kindergesichtern verlieh er Lebensfrische und Schwache fühlten sich gestärkt. Von alledem nichts ah-nend, lebte der fromme Mann so sein alltägliches Leben, ging hierhin und dorthin, strahlte dabei Licht und Liebe aus, ohne sich dessen bewusst zu werden. Und die Men-schen anerkannten seine Demut und sprachen niemals von seinen Wundern. Nach und nach vergaßen die Leute sogar seinen Namen und nannten ihn nur noch den „Heiligen Schatten“.