Zum Inhalt springen

Tagesimpuls am 18.12.2021

Madonna
Datum:
Veröffentlicht: 18.12.21
Von:
Ralph Olbrich

Die Katholische Kirche feiert heute, am 18. Dezember, das Fest der Erwartung der Geburt Christi, umgangssprachlich „Mariä Erwartung“ genannt. Es ist ein eher unbekanntes Fest, das aber immerhin schon seit dem 7. Jahrhundert gefeiert wird, vor allem in manchen Regionen Spaniens. In der spanischen Stadt Toledo ist es sogar so wichtig, dass die Feier dieses Festes den 3. Adventssonntag verdrängt, wenn es auf diesen fällt. Der Sinngehalt der Feier ist die „freudige Erwartung der Geburt des Herrn durch Maria.“ Die bildliche Entsprechung zu diesem Fest ist die Darstellung der schwangeren Madonna, als „Maria in der Hoffnung“ bezeichnet. Ein Andachtsbild, das im 14. Jahrhundert sehr populär und vor allem in Frauenklöstern beliebt war. Mariä Erwartung und die Darstellung einer schwangeren Maria – das ist ein wunderbar sympathisches und ganz menschliches Bild, das wir hier von Maria bekommen: eine schwangere, junge Frau freut sich auf ihr erstes Kind; ich als Mann habe Schwangerschaften bisher ja nur „von außen“ mitbekommen. Meine Beobachtungen aber lassen mich zu der Erkenntnis kommen: Die besondere Beziehung, die Frauen zu dem in sich entstehenden Leben aufbauen, die innige Bindung, die emotionale Verschworenheit, die eine Mutter-Kind-Beziehung ausmacht, die Bildung von Urvertrauen – das entsteht alles schon VOR der Geburt. Kurz gesagt: Der Satz von William Shakespeare „Wo man Liebe aussät, da wächst Freude empor“ wird lebendig, wenn man eine schwangere Frau sieht.

„Mariä Erwartung“ – ein so herrlich menschliches Fest. Der Feiertag eine Woche vor der Geburt Jesu könnte passender nicht sein. In ihm zeigt sich der Satz aus dem Glaubensbekenntnis: Jesus ist WAHRER Mensch UND WAHRER Gott. Gott und gleichzeitig Mensch – das ist Jesus. Nicht nur entrückt und vergöttlicht aber auch nicht nur auf einen „normalen“ Menschen reduziert. Ein Gott, dem die Menschen so wichtig sind, dass er eine Zeit lang unter ihnen wohnt, mit ihnen lebt, um sie besser zu begreifen. Damit Gott weiß, wovon er redet, wenn er sich mit menschlichen Nöten befasst. So feiern wir heute also schon ein bisschen diese Menschwerdung als Fest der Vorfreude auf Weihnachten, starten also mit freudiger Erwartung in die letzte Woche vor dem Weihnachtsfest, in dem diese Menschwerdung Realität wird.