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Tagesimpuls am 19.12.2021

Herz
Datum:
Veröffentlicht: 19.12.21
Von:
Theresa Schwarzmann

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier… Au Backe. Bald steht das Christkind vor der Tür. Nur leider mit leeren Händen.

Schon vor vielen Wochen hat mich meine Kollegin darauf hingewiesen: „Hey, heute ist der 24. Oktober – in 2 Monaten ist Heiligabend. Hast schon Ideen für Weihnachtsgeschenke?“

„Äääääh… sicherlich nicht. Du spinnst doch.“ Hab ich ihr geantwortet…

Ja, und jetzt, heute am 4. Advent steh ich da – ohne Geschenke. Und auch ohne Ideen für Geschenke.

„Immer das gleiche mit dir, Schwarzmann“ – denke ich mir und schüttel imaginär mit dem Kopf. Versteht mich nicht falsch… ich schenke eigentlich gerne. Wirklich. Aber… irgendwie nie ´gern zu Weihnachten. Irgendwas scheint sich in mir innerlich zu sträuben. So sehr, dass ich den Geschenke-Kauf aufschiebe… und aufschiebe… und aufschiebe.

Jedes Jahr auf Neue denk ich mir: In der Krippe lagen auch kein I-Pad, kein neues Smartphone, keine neue Playstation, Klamotten, ein Buch oder Socken. Sondern in der Krippe lag ein ärmliches, nacktes Kind. Gott selbst kommt nicht mit Geschenken. Er kommt als Mensch. Er schenkt sich als Mensch.

Ich finde, diese Tatsache gibt einen tiefen und manchmal vergessenen Blick auf die Wirklichkeit von Weihnachten frei. Das Beschenken, das Feiern oder das gemeinsame Zusammensein und Essen gehören natürlich dazu. Klar. Das will ich gar nicht klein reden. Sinn und Tiefe des Weihnachtsfestes sind dagegen im Menschlichen zu entdecken. Denn Gott schenkt sich uns als Mensch. Als kleiner Mensch. Nicht als großer, nicht als herrschender, nicht als berühmter, nicht als gestylter Mensch. Einfach als kleiner, einfacher Mensch.

Sich als Mensch schenken: meinen Lieben, meinen Nächsten, meinen Mitmenschen, aber auch dem, der Unbekannten, dem oder der Fremden. Das kann jede und jeder von uns. Dazu braucht es gar nicht die großen Gesten, Handlungen und Dinge. Interesse, Wahrnehmen, Aufmerksamkeit, Dasein, Zuwendung, Respekt und Solidarität reichen mehr als aus. Zeit, Zuhören, Mut machende Worte, ein Lächeln oder eine helfende Hand genügen, denn ich kann sie wunderbar verschenken

Sich als Mensch schenken, indem ich auch mal etwas sein lasse. Wenn nicht alles perfekt ist. Wenn Weihnachten auch heuer vielleicht noch nicht so ganz „normal“ läuft – wenn große Besuche bei den Großeltern vielleicht noch ausfallen. Wenn Kranke und Alte Menschen, die einem am Herzen liegen, nicht persönlich besucht werden können.

Verzagen wir nicht daran, dass in diesen Tagen nicht vielleicht noch nicht alles wie gewohnt läuft. Werden wir wieder kreativ im Finden von Wegen zueinander. Im vergangen Jahr haben wir das doch schon einmal par excellence bewiesen. Kreativität ist etwas zutiefst Menschliches und Göttliches.

Ich bin mir sicher, jede und jeder findet da schon das Passende für sich, seine Lieben, seinen Nächsten und seinen Mitmenschen. Ich, Du, Wir selbst sind das Geschenk. Gott hat für sich das Passende gefunden, seinen Sohn: Mensch und Kind, Mensch und Freund.

Sich als Mensch schenken, das ist das Geheimnis von Weihnachten. Sich als Mensch schenken, das ist das Berührende von Weihnachten. Sich als Mensch schenken, das ist der Sinn von Weihnachten.

… und das allerbeste: Sich als Mensch schenken – das geht auch noch nach Ladenschluss!