Tagesimpuls am 20. März
Heilmittel und Gegengift
Da habe ich doch unlängst eine seltsame Aussage über Heilige gelesen. Da schreibt der englische Schriftsteller und Journalist Gilbert Keith Chesterton über die Heiligen der Kirchengeschichte, dass sie wie ein Gegengift sind. Warum? Weil sie widersprechen. weil sie den Finger in die Wunde legen und besonders auf das hinweisen, was die Menschen in ihrer Zeit vernachlässigt haben. Die Heiligen als Heilmittel und Gegengift. So ungewöhnlich diese Aussage ist, so sehr spricht mich dieser Gedanke an.
Gestern haben wir den Gedenktag des Hl. Josef gefeiert. Der hl. Josef ein Gegengift? Ich meine: Ja, in zweifacher Hinsicht.
Zum ersten: Die Bibel erzählt von Josef, dass er sich überlegt, Maria zu verlassen, weil sie schwanger ist. Er weiß, dass das Kind nicht von ihm sein kann. Wie soll das gutgehen, mit einer Frau zusammenzuleben, deren Kind nicht von ihm ist? Doch Josef läuft nicht vor dem Problem weg. Er schläft eine Nacht drüber und entscheidet sich dann für Maria, egal was die anderen über ihn denken.
Josef ein Gegengift gegen allzu schnelles „Davonlaufen“, wenn es Krisen und Probleme gibt. Ein Gegengift gegen ein zu schnelles „das Handtuch werfen“, wenn es im Leben zu Störungen und Konflikten kommt. Ein Rat, sich nicht der Illusion hinzugeben, mit einem schnellen Davonrennen wäre das Problem gelöst.
Zum zweiten: Josef, ein Gegengift gegen den Trend unserer Zeit: du musst du im Berufsleben selbstbewusst auftreten können. Du musst zeigen, wer du bist und was du kannst. Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommst du ohne ihr. Dieses alte Sprichwort scheint geradezu für unsere Zeit gemacht. Wer ruhig ohne großes Aufsehenerregen seine Pflicht erfüllt, kann schnell als Mauerblümchen eingestuft werden.
Josef gehört zu den Stillen im NT. Kein einziges Wort wird von ihm überliefert.
Die ibel erzählt nur immer wieder, dass er ein waches Ohr hat, hinhört, was seine innere Stimme ihm sagt, und in Notlagen einfach da ist. Er packt zu, wenn er gebraucht wird, die Situation es von ihm verlangt. Josef ist ein stilles Wasser, das tief gründet, der das tut, was er als richtig erkennt - ohne auf Anerkennung zu schielen. So still, wie er in den Geschichten ist, die von ihm erzählen, so still verliert sich seine Spur wieder im NT.
Heilmittel, Gegengift! Ob wir nicht dann und wann auch eine mehr oder weniger große Dosis vertragen könnten?