Tagesimpuls am 20.04,2022

In einer Salzburger Handschrift aus dem Jahr 1180 steht zur Anleitung, wie der Ostergottesdienst gefeiert werden soll: „Chorus: Surrexit enim sicut“ Populus: „Christ ist erstanden von der mar“. Was das besondere daran ist? Mit diesem Beleg ist das Lied Christ ist erstanden das älteste deutsche Kirchenlied. Seit mehr als 900 Jahren wird es im deutschsprachigen Raum nun gesungen, um die Auferstehung Jesu zu bejubeln! Warum ist dieses Lied so erfolgreich? Das zeigt uns der Zusammenhang, in dem es steht. In dem „Liber ordinarius“, wie diese eingangs zitierte „Gottesdienstordnung“ aus dem Salzburger Dom heißt, sind diese Worte die einzigen in deutscher Sprache – der Rest ist gemäß der damaligen Zeit komplett in Latein gehalten. Der Theologe Hansjakob Becker schreibt: „Mit Christ erstanden, das aus dem lateinischen Gottesdienst erwächst und dort seinen Platz hat, ersingt sich das Volk seinen Platz im Gottesdienst.“ Der ausschließlich lateinisch gefeierte Gottesdienst vor ungefähr 1000 Jahren war Sache der Kleriker, der Priester und Mönche. An dieser Stelle in der Osternacht war plötzlich das Volk ausdrücklich Teil des Gottesdienstes. Es war seine Aufgabe, die Auferstehung zu verkünden – in seiner eigenen Sprache. Das war für damalige Verhältnisse sensationell. Hansjakob Becker sieht voller Begeisterung, dass wir im Singen dieses Liedes sogar den Geburtsvorgang des deutschsprachigen Kirchenliedes miterleben. Darin liegt für ihn die Unverwüstlichkeit dieses Liedes. Für mich kommt noch hinzu: dieses Lied, seine Autoren und die Menschen, die es in den Osternächten des 12. Jahrhunderts in ihrer Sprache gesungen haben, schicken uns eine Botschaft durch die Jahrhunderte in unsere Zeit: Freut Euch über die Auferstehung! Tragt diese Botschaft in Eurer Sprache in die Welt. Sagt es allen: Alle Marter, alles Leid auf der Welt besiegt! Darüber sollen wir uns freuen! In allem Menschlichen ist Christus ab sofort unser Trost! Denn: Christ ist erstanden!