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Tagesimpuls am 7. Februar 2021

Reaktor
Datum:
Veröffentlicht: 7.2.21
Von:
Georg Froschmayr
DEN REAKTOR RUNTERFAHREN …? Vor vielen Jahren hat ein Vater im Rahmen der Erstkommunion-Vorbereitung erzählt, dass er die einstündige Heimfahrt von der Arbeit jeden Tag dazu nutze, „den Reaktor runterzufahren“.

Tagesimpuls am 7. Februar 2021

DEN REAKTOR RUNTERFAHREN …?

Vor vielen Jahren hat ein Vater im Rahmen der Erstkommunion-Vorbereitung erzählt, dass er die einstündige Heimfahrt von der Arbeit jeden Tag dazu nutze, „den Reaktor runterzufahren“.

Vielleicht ist mir dieser Satz wegen der eigentümlichen Bildsprache aus der Atomkraft so lange in Erinnerung geblieben, vielleicht aber auch, weil das Bild dann doch sehr anschaulich ist: Wie bei einem Reaktor braucht es eben eine gewisse Zeit, nach einem harten und langen Arbeitstag in den Abschaltmodus zu kommen: Runterkommen ist ein aktiver Prozess – das „Runterfahren“ eben.

Im Evangelium des heutigen Sonntags (Mk 1,29-39) versucht Jesus genau das. Nach einem harten und langen „Arbeitstag“ mit Heilungen und Dämonenaustreibungen geht er am nächsten Morgen an einen einsamen Ort, um zu beten: das Erlebte verarbeiten, Kraft tanken, die Batterien aufladen, den Reaktor runterfahren …?

Das Markusevangelium berichtet nicht genau, wie lange er dort ist, bis alles von neuem losgeht: Die Jünger und viele andere suchen ihn. Und als sie ihn finden, geht es sogleich weiter für Jesus mit dem Aufbau des Reiches Gottes in Tat und Wort.

Mir kommen in diesen Zeiten des „Lockdown“ die Menschen in den Sinn, die ebenfalls kaum Zeit haben, den Reaktor runterzufahren: Mitarbeitende in pflegerischen und ärztlichen Berufen zum Beispiel, die zunehmend an ihre psychischen und physischen Grenzen geraten.

An sie denke ich heute und wünsche Ihnen wenigstens ab und zu diesen freien Tag, diesen „Sonntag“, um das Erlebte zu verarbeiten, Kraft zu tanken und die Batterien wieder aufzuladen. Vielleicht schließen Sie sich mir an? Heute Abend mit einem Gebet zum Beispiel, kurz bevor Sie Ihren persönlichen Reaktor runterfahren …

Gregor Froschmayr, Pastoralreferent