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Tagesimpuls am 7.12.2021

Brief
Datum:
Veröffentlicht: 7.12.21
Von:
Thomas Berthold

Was soll ich bloß schenken?

Puh, nur noch ein paar Wochen und es ist Weihnachten. Meine Arbeitskollegin hat mich heute dran erinnert. Sie hat tatsächlich schon alle Geschenke besorgt und sogar schon eingepackt. Ich bin jetzt zwar nicht der, der an Heilig Abend am Vormittag in die Stadt fährt und dann einen Geschenkemarathon hinlegt, aber ich schieb das schon gerne mal vor mir her und besorg dann das meiste in der letzten Woche vor Weihnachten. Es ist aber auch nicht einfach, in der heutigen Zeit noch was zu schenken. Es hat doch sowieso schon jeder alles. Und selber geht’s mir ehrlich gesagt auch so: Wenn mich meine Kinder fragen, was ich mir wünsche, fällt mir meistens gar nichts ein.

Naja, ein paar Sachen hab´ ich ja schon besorgt: Mein Kumpel kriegt einen Gutschein von seiner Lieblingspizzeria und meine Arbeitskollegen einen selbstgemachten Schlehenlikör. Aber für meine Frau und unsere zwei Jungs hab´ ich noch nichts. Jedes Jahr suche ich fieberhaft nach dem ultimativen Geschenk, weil ich auf jeden Fall möchte, dass sie sich so richtig freuen. Das ist dann ehrlich gesagt auch für mich der allerschönste Moment: zu sehen, wie ein lieber Mensch sich freut und mich anstrahlt. Um das zu ernten, braucht es übrigens nicht unbedingt ein teures oder überhaupt materielles Geschenk. Denn eines der schönsten Geschenke, die ich letztes Jahr zum Advent bzw. zu Weihnachten bekommen habe, ist ein Brief. Der hier. Den hat mir die Conny, eine ehemalige Arbeitskollegin geschrieben. Sie hatte sich im Coronajahr 2020 für einen ganz besonderen Adventskalender entschieden: Sie schrieb 24 Menschen einen sehr persönlichen Weihnachtsbrief. In der heutigen Zeit noch einen richtigen handgeschriebenen Brief zu bekommen, ist ja schon eine Seltenheit. Aber dann auch noch ein Brief so voller Wertschätzung und Dank – das hat mich im ersten Moment echt verlegen und gleichzeitig aber total glücklich gemacht. Und während die vielen anderen Geschenke dann nach Weihnachten verräumt oder aufgebraucht wurden, lag dieser Brief noch ganz lange auf meinem Schreibtisch. Und obwohl ich ihn ja schon längst kannte, zauberte er mir jedes Mal beim Lesen ein Lächeln in mein Gesicht und ich empfand echte Freude.

Sachen, Worte oder Gesten, die ich schenke, haben immer zwei Dimensionen, zwei Richtungen: Es entsteht eine besondere Situation zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten. Augenblicke des gegenseitigen Glücks und der gemeinsamen Verbundenheit. Und eine weitere Richtung, eine weitere Dimension kommt an Weihnachten dazu. Gott. Weihnachten gibt uns überhaupt erst den Anlass, dass wir uns was schenken. An Weihnachten schenkt Gott uns seinen Sohn und damit seine endlose Liebe zu uns Menschen. Deswegen ist Weihnachten auch das Fest der Liebe und hat bei uns Menschen einen emotional viel höheren Stellenwert wie Ostern, obwohl die Auferstehung für uns Christen eigentlich viel bedeutender ist. Nutzen wir das Weihnachtsfest dazu, unsere Liebe weiter zu schenken. Und bevor wir irgendwas schenken und damit vielleicht nur Amazon oder einen anderen Konzern glücklich machen, warum nicht einfach ein Stück von sich selber schenken! Zum Beispiel eben in Form eines lieben Briefes an einen Menschen in deinem Umfeld.

Als kleine Anregung möchte ich euch noch ein Gedicht von Joachim Ringelnatz mit auf den Weg geben:

„Schenke herzlich und frei. Schenke dabei, was in dir wohnt an Meinung, Geschmack und Humor, so dass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Schenke mit Geist, ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist.“

Ich wünsche Euch von Herzen noch eine schöne Adventszeit und vor allem noch ein paar originelle Ideen zu Weihnachten, die euch selber und den Beschenkten wirklich froh werden lassen. Und vielleicht entschließt ihr euch auch dazu, völlig fremden Menschen in armen Ländern auch eine Freude zu machen. Zum Beispiel durch eine Geldspende an eine Hilfsorganisation.

Dann wird der allseits bekannte Spruch Wirklichkeit:

Mach´s wie Gott – werde Mensch!