Tagesimpuls am 8.12.2021

Voller Erwartung nichts erwarten (mit Gedanken von Pierre Stutz)

Die zunehmende Hektik in der Adventszeit zieht uns auch heuer wieder in seinen Bann. Wenngleich sich die Umstände in den letzten Jahren immer wieder geändert haben, so bleibt doch vieles Gleich. Jeder hat seine persönliche Vorstellung, was bis zum 24.12. alles erledigt sein muss, damit es in diesem Jahr auf jeden Fall ein gelungenes Fest wird. Seien wir ehrlich, die Liste ist sehr lang und die Zeit zu wenig, für all das was wir uns vorgenommen haben.

All das entfernt uns Menschen von einer grund-legenden Erfahrung, nach der unsere Seele immer schreit:

die Erfahrung der Wunschlosigkeit, des Seindürfens, des Angenommenseins.

Wie bereichernd wäre es für uns alle, wenn wir auf den wahren Geschmack des Lebens kommen würden, auf diese unbezahlbare Gabe einer inneren Zufriedenheit, die uns in sich selber ruhen lässt. Diese Ruhe ist voller Beziehungskraft und Lebensfreude, voller Mitgefühl und Kreativität. Diese Ruhe gewöhnt sich nicht an Ungerechtigkeiten, sondern sie nährt unsere Sehnsucht nach echtem, tiefem Leben für alle.

Sinnvolle Geschenke können diese Sehnsucht nach Angenommensein ausdrücken, entscheidend ist für mich die Einsicht, dass das Wesentliche nicht kaufbar ist, sondern mir tief geschenkt wird im mutigen Innehalten. Einen bewußten Augenblick, nicht zu planen, abzuhaken, sich zu ärgern, enttäuscht sein über nicht gelungenes, usw. . Sondern das Risiko einzugehen in sich einmal eine Leere zu zulassen in der ich eine große Fülle entdecken kann.

Pierre Stutz schlägt folgende Gedanken vor:

In sich gehen – Zeit zum Aufatmen
Gedanken und Gefühle wie Wolken vorbeiziehen lassen
ankommen in meiner Tiefe

In sich gehen - Zeit zum Innehalten
meine Sorgen nicht mehr hochrechnen
vertrauensvoll Kraft aus der Mitte schöpfen

In sich gehen - Zeit zum Schweigen
meine Ängste und Verlorenheit durchschreiten
eintreten in meine innere Oase des Seindürfens

in sich gehen - Zeit zum Verweilen
ungeklärte Fragen bewusst setzen lassen
in der Geborgenheit Gottes verweilen.

So lässt sich diese adventliche Grundhaltung nur in einem Paradox ausdrücken
Voller Erwartung nichts erwarten