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Tagesimpuls am 16. Mai 2021

16.05.2021
Datum:
Veröffentlicht: 16.5.21
Von:
Stefanie Baier

Rainer Maria Schießler ist wegen seiner unkonventionellen Seelsorge und medienwirksamen Aktionen der wohl bekannteste Pfarrer Bayerns. Seine ersten bei-den Bücher „Himmel, Herrgott, Sakrament. Auftreten statt austreten“ und „Jessas, Maria und Josef. Gott zwingt nicht, er begeistert“ wurden Bestseller. Ende März ist seine Version des „Buchs der Bücher“ er-schienen - nein, keine neue Bibelübersetzung, son-dern jenen Stellen aus der Heiligen Schrift, die im Laufe des Kirchenjahres im Gottesdienst vorgetragen werden, folgt - selten mehr als eine Druckseite lang - seine Auslegung, unverblümt, selbst auf das Risiko hin sich unbeliebt zu machen. Ein Beispiel:

„Veränderung erleben! (Mt 11,2-6) Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein! Da tut sich etwas, wird Johannes dem Täufer ausgerichtet. … Eine Kirche, die an alten Worten, verbrauchten Formen und unverständlichen Symbolen hängt, kann so für Jesus und sein Evangelium nicht überzeugend sein. Papst Franziskus benennt die krankhaften ‚-ismen‘ einer solchen Kirche unmissverständlich: Übertriebener Narzissmus, krankhafter Klerikalismus und aufgeblähter Zentralismus. Kirche muss wieder glaubwürdiger, muss authentischer werden, indem sie die Verantwortung für ihr Tun - wie schon in der Urkirche - viel stärker in die Hände der Gläubigen selbst übergibt.“ (S. 15)

Nicht nur die zölibatäre Wohngemeinschaft mit seiner Lebensgefährtin Gunda wird nicht jedem gefallen, auch dass Schießlers Kirchenpfleger Alof offen dazu steht, als Katholik in einer festen Beziehung mit einem Mann zu leben. Dieser hat vor kurzem ebenfalls seine Lebensgeschichte veröffentlicht (Stephan Maria Alof, Do legst di nieda!).

Wer wahre Geschichten liebt und sich nach einer erneuerten Kirche sehnt, in der die Bedürfnisse der Menschen ernst genommen werden, lese und urteile, ob Pfarrer Schießlers Bibel dazu beiträgt, denn „Das Buch will nur ein kleiner Beitrag zum persönlichen Glauben, sozusagen zur privaten ‚Hirtensorge‘ für die Leser sein.“ (Vorwort S. 9)

Diakon Dr. Alfred Beyer