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Tagesimpuls am 21. Februar 2021

Fasten
Datum:
Veröffentlicht: 21.2.21
Von:
Stefanie Baier
Tagesimpuls am 21. Februar 2021

Wie begeht man eigentlich die Fastenzeit richtig?

Im allgemeinen Verständnis bedeutet Fastenzeit den Verzicht auf etwas. Süßigkeiten, Alkohol, das sind die Klassiker. In den letzten Jahren kamen noch Aktionen wie das Auto- oder das Handyfasten dazu. In früheren Zeiten der Kirchengeschichte hat sich die Bedeutung des Fastens auf einen gewissen Pflicht- oder Gehorsamscharakter beschränkt: man wollte durch Enthaltsamkeit zeigen, wie fromm man ist, man wollte Gott gefallen oder legte sich das Fasten als Bußübung auf. 40 Tage Enthaltsamkeit folgen, wie wir im heutigen Evangelium hören, dem Beispiel Jesu, der nach seiner Taufe durch Johannes 40 Tage und Nächte in der Wüste verbracht und dabei verschiedenen Verlockungen durch das Böse zu widerstehen hatte. Insofern gilt die Fastenzeit seit jeher als Zeit der Erneuerung und der Besinnung.

Aus dem Gehorsamsgedanken des Mittelalters und der frühen Neuzeit hat sich beim Fasten die Motivation dahingehend verändert, dass man nun deswegen fastet, um bewusster zu leben; zu überlegen, was im Leben wirklich zählt; darüber nachzusinnieren, was man wirklich braucht, um ein glückliches Leben zu führen. Das ist der eine Charakter der Fastenzeit. Es gibt aber noch einen anderen: im fastenzeitlichen Gesang „Bekehre uns, vergib die Sünden, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen“ scheint für Gott aber etwas anderes fast noch wichtiger als der Verzicht zu sein, das zeigt sich vor allem in den letzten Strophen: „Ihr seid gesendet, um der ganzen Erde neue Hoffnung zu bringen“ steht da – „Tut Gutes allen, helft den Unterdrückten, stiftet Frieden und liebt die Nächsten: „DIES IST EIN FASTEN IN DEN AUGEN GOTTES“

Fasten hat also etwas mit unserem christlichen Sendungsauftrag zu tun: die Welt besser zu machen! Sich auf das Gute zu besinnen und dafür einzustehen – DAS ist es, worauf es ankommt. Insofern ist es lohnend, die Fastenzeit aktiv zu gestalten: sie unter dem Aspekt der Nächstenliebe zu sehen und darüber nachzudenken: was haben andere von meiner Fastenzeit?

Gehen wir doch durch diese Tage und Wochen vor Ostern mit der Motivation, bewusst etwas Gutes zu tun. So zu fasten, dass die anderen Menschen auch etwas davon haben. Und wenn wir schon dabei sind: dann fasten wir doch in diesem Sinne am besten über Ostern hinaus.

Ralph Olbrich, Diplom-Theologe