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Tagesimpuls am 30. März 2021

30.03.2021
Datum:
Veröffentlicht: 30.3.21
Von:
Stefanie Baier
DIE PROBE WAGEN

DIE PROBE WAGEN

Wir sind in der Karwoche angekommen. Neben dem Osterputz, den Vorbereitungen und Einkäufen für die Feiertage, bereiten wir uns als Chris-ten gerade auf das größte Fest unseres Glaubens vor. Ein Glaubensgespräch, der Besuch der be-sonderen Gottesdienste oder gar die Beichte ge-hörten früher wie selbstverständlich dazu. Doch heute kostet es uns oft eine große Überwindung, etwas Neues auszuprobieren oder eine frühere Praxis wieder zu beginnen.

„Wann hast Du das letzte Mal gebeichtet?“ Dass es schon länger zurück liegt, hat unterschiedliche Gründe: eine schlechte Erfahrung in der Kin-der- oder Jugendzeit, das Erleben einer Routine, die keine wirkliche Lebenshilfe war, manch-mal auch die Unaufrichtigkeit zu sich selbst. Beichte ist Sakrament, die liebevolle Zuwendung Gottes zu seinem Lieblingsgeschöpf! Sie ist Einladung, nicht Vorladung!

Dass das Bedürfnis nach wie vor groß ist, sich auszusprechen bei einem/r guten Freund/in, bei Fachleuten wie Psychologen oder Therapeuten, manchmal sogar in aller Öffentlichkeit in den Fernsehsendungen, liegt auf der Hand. Dass ich das auch bei Gott finden kann im Sakrament der Beichte, heute immer mehr in einem Beichtgespräch, durch den guten Zuspruch und die Lossprechung durch den Priester, ist zum einen eine Vertrauensfrage: „habe ich Vertrauen zu meinem Priester?“ Zum anderen ist es auch meine persönliche Entscheidung, ob ich die Probe wagen will!

Pfr. Albert Müller

Ein König stellte für einen wichtigen Posten den Hofstaat auf die Probe. Kräftige und weise Männer umstanden ihn in großer Menge. „Ihr weisen Männer“, sprach der König, „ich habe ein Problem, und ich möchte sehen, wer von Euch in der Lage ist, dieses Problem zu lösen.“

Er führte die Anwesenden zu einem riesengroßen Türschloss, so groß, wie es keiner je gesehen hatte: der König erklärte: „Hier seht ihr das größte und schwerste Schloss, das es in meinem Reich je gab. Wer von euch ist in der Lage, das Schloss zu öffnen?“

Ein Teil der Höflinge schüttelte nur den Kopf. Einige, die zu den Weisen zählten, schauten sich das Schloss näher an, gaben aber zu, sie könnten es nicht schaffen. Als die Weisen dies gesagt hatten, war sich auch der Rest des Hofstaates einig, dieses Problem sei zu schwer, als dass sie es lösen könnten.

Nur ein Wesir ging an dieses Schloss heran. Er untersuchte es mit Blicken und mit Fingern und versuchte, es auf die verschiedensten Weisen zu bewegen, und zog schließlich mit einem Ruck daran.

Und siehe: das Schloss öffnete sich.

Das Schloss war nur angelehnt gewesen, nicht ganz zugeschnappt, und es bedurfte nichts wei-ter als des Mutes und der Bereitschaft, dies zu begreifen und beherzt zu handeln.

Der König sprach: „Du wirst die Stelle am Hof erhalten, denn du verlässt dich nicht nur auf das, was du siehst oder hörst, sondern setzt selbst deine eigenen Kräfte ein und wagst eine Probe.“

(Aus: Der Kaufmann und der Papagei, Verlag Fischer)