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Tagesimpuls am Gründonnerstag

Gründonnerstag
Datum:
Veröffentlicht: 1.4.21
Von:
Elisabeth Schillab
Was würden Sie tun, wenn Sie noch einen Tag zu leben hätten?

Was würden Sie tun, wenn Sie noch einen Tag zu leben hätten?

Was würden Sie tun, wenn Sie noch einen Tag zu leben hätten? Nur eine theoretische Frage? Den Gedanken an den eigenen Tod schieben wir doch gerne ganz weit weg. Und doch werden wir tagtäglich in den Nachrichten aus aller Welt damit konfrontiert, wie schnell Leben zu Ende gehen kann.

Noch einen Tag zu leben – was würden Sie tun? Vielleicht doch nicht nur ein theoretischer Gedanke, sondern die Frage nach unseren Werten. Was ist mir absolut wichtig in meinem Leben? Worauf kommt es mir unbedingt an? Was soll auf alle Fälle von mir bleiben?

Es ist Gründonnerstag und wir schauen heute Abend auf einen, der noch einen knappen Tag zu leben hat. Er weiß, dass sein Leben am nächsten Tag grausam beendet wird. Jesus hat nicht für sich gelebt. Er war ganz für die anderen da, auch für die Ausgestoßenen, für die Armen und Kranken. Immer wieder überschreitet er in seinem Handeln am Nächsten Grenzen. Und jetzt ist „seine Stunde gekommen“, wie das Johannesevangelium sagt. In dieser „seiner“ Stunde verzweifelt Jesus nicht, er sucht auch nicht nach einem Ausweg. Ganz im Gegenteil: er verschenkt sich. Johannes drückt es fast feierlich aus: „Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ Jesus wäscht den Jüngern die Füße und bricht ihnen das Brot. Er teilt sich auf ganz neue und dichte Weise aus: „Das bin ich für euch“, so heißt seine Botschaft, „wie Brot, das geteilt wird, wie Wein, von dem alle trinken.“ So stiftet Jesus Gemeinschaft und Versöhnung. Beide Zeichenhandlungen – Fußwaschung und Brotbrechen - sind wie zwei Seiten derselben Münze: Gottesdienst und Dienst am Nächsten sind nicht zu trennen. In beiden Zeichen wird deutlich, wer und wie Gott ist: Einer, der dient. Einer, der sich verschenkt. Einer, der sich für die Menschen klein macht.

Was würden Sie tun, wenn Sie noch einen Tag zu leben hätten? Jesus verdichtet sein Leben auf eindringliche Weise. Ein Leben für „die Seinen“, wie es so wunderbar vertraut heißt. Und „die Seinen“ sind nicht ein paar wenige, nicht nur ein paar Auserwählte. „Die Seinen“ sind alle Menschen! Leben nicht für sich behalten, sondern es einsetzen. Jesus ist der, der bis in den Tod hinein liebt. In der Eucharistie wird uns sein Leben buchstäblich in die Hand gegeben. Wir haben es in der Hand, das Vermächtnis Jesu anzunehmen und uns in seinem Sinne wandeln zu lassen.

Ich hoffe und wünsche, dass von diesem Mahl immer neu die Kraft ausgeht, uns anderen zuzuwenden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem auch „unsere Stunde gekommen“ ist.

Elisabeth Schillab, Pastorale Mitarbeiterin