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Tagesimpuls am Heiligen Abend 2021

Stille Nacht
Datum:
Veröffentlicht: 24.12.21
Von:
Ralph Olbrich

Stille Nacht

Der erhabenste Moment an Heilig Abend ist für die Menschen, die Weihnachten feiern, egal, ob sie gläubig sind oder nicht, der Moment, in dem das Lied „Stille Nacht“ angestimmt wird. Ob im abgedunkelten, wohlig warmen Wohnzimmer vor dem geschmückten Baum oder nach dem Schlusssegen in der dunklen, nur von den Lichtern des Christbaums erleuchteten, vollbesetzten Kirche – Stille Nacht sorgt für den Gänsehautmoment am Weihnachtsfest. Es rührt zu Tränen, es schafft eine heilige Atmosphäre – wenn Stille Nacht gesungen wird – dann ist Weihnachten… und zwar rund um den Globus von New York bis Tokio, von Stockholm bis Sidney…

Das Lied stammt aus der Feder des Lehrers Franz Gruber und seinem Ortspfarrer Joseph Mohr. Der Legende nach hat der Pfarrer das bereits zwei Jahre alte Gedicht im Advent des Jahres 1818 vertont und in der Christmette des gleichen Jahres vorgetragen. Die weihnachtliche „Urgemeinde“ in Oberndorf bei Salzburg, die dieses Lied zum ersten Mal gehört hat, soll nach dem Verklingen des letzten Tons gleich in einen langanhaltenden Applaus eingestimmt haben. So trat dieses Lied seine Reise um die Welt an…

Warum berührt das Lied die Menschen derart, dass es mittlerweile in 320 Sprachen und Dialekten weltweit gesungen wird? Der Musikwissenschaftler Arne Stollberg hat herausgefunden, dass der Rhythmus typisch ist für ein Wiegenlied: „Das hat auf jeden Fall eine beruhigende, man wird auch selbst eingewiegt durch das Lied", sagt Stollberg. "Es hat einen ganz besonders schönen, das Kind in uns ansprechenden Effekt."

Die Sehnsucht also nach der Kindheit, als alles noch gut war. Jetzt, als Erwachsene, wissen wir, wie gut und sorglos es uns damals eigentlich ging. Stille Nacht steckt voller Sehnsucht nach Kindheit, nach Geborgenheit, nach Frieden, dass uns nun endlich die rettende Stunde geschenkt ist, mit der sich alles zum Guten wendet. „Jesus, der Retter ist da!“ singen wir voller Überzeugung mit Blick auf die Krippe. Das ist nicht nur ein Rückblick auf das Ereignis der Geburt – es ist ein Ruf, der am Abschluss der letzten Strophe die Menschen der Welt miteinander seit über zweihundertdrei Jahren Jahr für Jahr in der Hoffnung und auch in der Gewissheit verbindet, dass mit Blick auf diesen Jesus alles gut werden kann… vertrauen wir darauf, wenn wir das Lied auch heute, am Heiligen Abend des Jahres 2021 singen.