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Tagesimpuls am Karsamstag

warten
Datum:
Veröffentlicht: 3.4.21
Von:
Theresa Schwarzmann
"Nur warten"

Es ist Karsamstag.

Der Tag der Grabesruhe.

Ein Grab – ein Stein davor gerollt – Jesus ist tot.

Vor diesem Stein, vor dem verschlossenen Grab, stehen wir – bildlich gesprochen – am Karsamstag und warten.

Ein Tag, an dem nichts geschieht, nur warten auf die Auferstehung.

„Nur warten“ – das ist meist leichter gesagt als getan.

Für mich persönlich ist es sogar eines der schwierigsten Dinge überhaupt.

Warten. „Nur“ Warten.

Ich habe eine sehr gute Freundin, die wirklich immer zu spät ist. Sie strapaziert damit meine Geduldsfäden regelmäßig - damit sie schön elastisch bleiben.

Vor ein paar Tagen hat sie mir ein T-Shirt gezeigt, das die Aufschrift trägt:

„Always late, but worth the wait“.

Immer zu spät, aber es ist das Warten wert – so könnte man es übersetzen.

Ich musste schmunzeln und dachte mir: Ja. Recht hat sie. Nicht nur damit, dass sie immer zu spät ist, sondern vor allem damit, dass sich das Warten lohnt!

Dass es mir, wie vielen anderen Menschen auch, schwerfällt, zu warten, liegt vermutlich daran, dass wir es schlichtweg verlernt haben. Wir können heute nahezu alles haben, was uns in den Sinn kommt.

Ich muss nicht mehr auf den Sommer warten, um Erdbeeren zu essen – ich kaufe sie mir im gut sortierten Supermarkt zu jeder Jahreszeit.

Ich muss nicht mehr darauf warten, dass die neue Folge meiner Lieblings-Serie am Donnerstag ausgestrahlt wird – ich kann sie mir schon vorab in der Online-Mediathek anschauen.

Dass wir nicht mehr warten können rührt vermutlich daher, dass wir nicht mehr warten müssen.

Dabei – wenn ich mich an Kindertage zurückerinnere… Steigert das Warten nicht den Wert der Sache, auf die man wartet, ins Unermessliche?

Vielleicht ist genau das ja der Mehr-Wert dieses Karsamstags.

Das Warten auszuhalten in der Gewissheit: Das Warten, es lohnt sich!