Zum Inhalt springen

Der katholische und protestanische Markus

Um 1700 verschärften sich die Positionen. Durch den Dechanten Dr. Philipp Hellmuth, Pfarrer von Höchstadt und Dekan des Kapitels Schlüsselfeld (1673-1712), wurde aus eigenen Mitteln die ganz baufällige Kapelle erneuert und vergrößert. Zur Überraschung aller tauchte eine neue Statue des hl. Markus auf. Es gab nun eine Figur des „katholischen Markus“ und eine des „protestantischen Markus“. Damit die Pfarrei Burgebrach die Opfergelder erhielt, forderte der Burgebracher Pfarrer die Wallfahrer auf, ihre Opfergaben bereits bei Beginn der Wallfahrt in Burgebrach und in den anderen Orten abzugeben. Für den „protestantischen Markus“, der wie gewohnt von Steppach nach Küstersgreuth getragen wurde, blieben nur noch ein paar Kreuzer übrig, die die Wallfahrer aus Mitleid in die Opferschale warfen. Dies verdross den Steppacher Pfarrer so sehr, dass er zwischen 1703 und 1706 am Markusfest einfach Steppach verließ und der „protestantische Markus“ im Pfarrhaus eingesperrt und nicht zu erreichen war. Erst 1707 ließ er auf Befehl des Markgrafen von Ansbach die Figur wieder nach Küstersgreuth bringen. Die Auseinandersetzungen erreichten 1712 im sogenannten „Eierkrieg“ ihren Höhepunkt, als die Figur des „protestantische Markus“ in Begleitung von ca. 200 Grenadieren des Markgrafen am Markustag nach Küstersgreuth gebracht wurde, die Soldaten das Opfergeld gewaltsam an sich nahmen und mit den geopferten Eiern sich gegenseitig bewarfen. Der Vogt von Burgebrach versammelte im nächsten Jahr am Wallfahrtstag ca. 500 bewaffnete Männer und zog mit ihnen nach Küstersgreuth, um den „protestantischen Markus“ zu beschlagnahmen. Die Wallfahrer aber hielten zu ihrem alten „protestantische Markus“. Gott sei Dank unterblieb eine gewaltsame Aktion, weil auch die Soldaten des Markgrafen nicht mehr erschienen waren. Als Steppach durch einen Vertrag 1722 an die Grafen von Schönborn kam, wurden zwar die Zwistigkeiten auf oberer Ebene beigelegt, auf der Ebene der Vögte und Pfarrer aber gingen sie lange weiter.

Die Auseinandersetzungen endeten erst durch die Kriegszüge Napoleons und 1803 nach dem Reichsdeputation-Ausschuss mit der Säkularisation und der darauf folgenden Zuteilung an „Churbaiern“. Durch den tatkräftigen Einsatz des Landrichters Schuster wurde das Bildnis des hl. Markus der Pfarrei Steppach überlassen. Küstersgreuth wurde dem Pfarrverband Burgebrach zugesprochen. Erst am 6. August 1853 verzichtete die Kirchengemeinde Steppach endgültig auf ihr Eigentumsrecht und überließ die Kapelle der Gemeinde Küstersgreuth zur freien Disposition.