Die alte Kirche St. Ägidius
Die dem hl. Ägidius geweihte Ortskirche, dem Patron der Bettler, Bogenschützen, Pferdehändler und stillenden Mütter sowie dem Helfer gegen Aussatz, Krebs, Dürre und Feuersgefahr, dürfte wohl um 1300 als spätromanisches, wehrhaftes Gotteshaus entstanden sein, erkennbar an den dicken Mauern, den schlitzartigen Fenstern, die mehr Schießscharten als Fensteröffnungen gleichen. Auf den Übergang von der Romanik zur Gotik weisen an der südlichen Langhauswand die beiden Spitzbogenfenster unter einem Rundbogen und im Innenraum an der Nordwand des Chorraumes die spitzbogige Sakramentsnische hin. Da das Gotteshaus für die wachsende Zahl der Gläubigen zu klein wurde, erweiterte man den Kirchenraum im Jahre 1771 mit wesentlich dünneren Außenmauern in Richtung Westen, entfernte die Decke zum Obergeschoss, erhöhte den Chorbogen und stattete den Kirchenraum mit Altären im Stil des Barock aus; diese Ausstattung blieb bis heute unverändert erhalten. Aus der Zeit der Kirchenerweiterung dürften auch die Fresken an der Decke stammen; die Bilder über dem Chorbogen im Nazarenerstil und die Altarbilder entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1887 erhielt das alte Kirchengebäude einen Dachreiter mit zwei Glocken aus den Jahren 1753 und 1759.
Mit dem Abschluss der Kirchenerweiterung sollte auch die alte Ägidius – Kirche im neuen Glanz erstrahlen. Am 17. April 1967 begannen die Renovierungsarbeiten: der Innenraum wurde getüncht, Altäre, Statuen, Bilder und Deckengemälde gereinigt.
Die an der südlichen Außenwand zum Vorschein kommenden Ornamente mit der Jahreszahl 1591 wurden sorgfältig restauriert und das Dach neu eingedeckt.
2001 wurde das auf dem Dachboden eingelagerte Ewige Licht neu versilbert; der dort ebenfalls aufbewahrte Kreuzweg in den folgenden Jahren restauriert und nach alten Fotos wieder in gleicher Höhe an den Seitenwänden des Kirchenraumes aufgehängt.
Der Erweiterungsbau der St. Ägidius Kirche
Da sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch die wachsende Bevölkerung Kirchaichs das Kirchlein wiederum als zu klein erwies, beschloss die Kirchenverwaltung Kirchaich am 11. Juni 1955 mit aller Kraft die Erweiterung der Kirche zu betreiben. Da das Landesamt für Denkmalpflege in München darauf bestand, dass die alte Kirche in ihrem Bestand unangetastet bleiben musste, waren viele Planentwürfe durch den Architekten Adam Jakob aus Bamberg nötig, bis das Landesamt für Denkmalpflege endlich Zustimmung signalisierte. Eine neue Kirche kam wegen der fehlenden finanziellen Mittel nicht in Betracht. Nachdem auch der Wunsch der Regierung in Würzburg, auf einen Dachreiter zu verzichten und einen eigenen Turm zu errichten, erfüllt wurde und die oberhirtliche und staatliche Genehmigungen am 05. Mai 1966 vorlagen, konnte mit dem Bau begonnen werden. Die Bauarbeiten gingen zügig voran; am 24. November 1966 erfolgte die Grundsteinlegung und am 31. März 1967 wurde Richtfest gefeiert.
Der Erweiterungsbau legt sich wie ein Mantel schützend über die alte Ägidius-Kirche, deren westliche Rückwand mit einer aus Holz geschnitzten Kreuzigungsgruppe zugleich die imposante Rückwand zum Hochaltar der neuen Kirche bildet, jedoch durch drei Türöffnungen den Blick auf den barocken Hochalter der alten Kirche ermöglicht.
Der neue Kirchenraum ist flächenmäßig dreieinhalbmal so groß wie in der alten Kirche. An den vier Ecken der rechteckigen Kirchenfläche erkennt man in der Verglasung die 4 Ecken des „Himmlischen Jerusalems“ aus der Apokalypse mit je drei Toren und Engeln darüber. An der Altarseite setzt sich in der Bewegung nach oben die Komposition fort bis zum Lamm auf dem versiegelten Buch im First.
Das Zentrum des Presbyteriums bildet der erhöhte, wuchtige Altarstein aus Muschelkalk mit einem Relief, das die wunderbare Brotvermehrung zeigt; ein Werk des Bildhauers Robert Bauer – Haderlein aus Bamberg. Weitere Arbeiten von ihm sind sowohl der Ambo mit der Bergpredigt auf der Vorderseite, die 12 Apostelsteine an den Seitenwänden der Kirche als auch die Weihwasserbecken an den Eingängen des Altarraumes mit eingearbeitetem Fisch und sieben Kerzen, die die sieben Gaben des Hl. Geistes versinnbildlichen, sowie die zwei Standweihwasserbecken in Form eines Baumes mit Verästelungen und Früchten unter der Orgelempore.
Am 09. Dezember 1967 konsekrierte Weihbischof Martin Wiesend den Erweiterungsbau.
Die Tabernakelsäule mit aufgesetztem Tabernakelkubus ließ Pfarrer Ewald Thoma von einem testamentarisch vermachten Geldbetrag des verstorbenen Geistl. Rates Leonhard Vogler anfertigen.
Die Kirche in Kirchaich stellt ein architektonisch gelungenes Werk dar, wie eine alte und neue Kirche ohne Bestandsänderung harmonisch miteinander verbunden werden kann.