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Richtfest

Die Ansprache von Vorstand Jäger beim Richtfest

Liebe Gäste! Liebe Bauleute! Liebe Ortseinwohner!

Es ist ein alter deutscher Brauch, dass man eine Ruhepause einlegt und das Richtfest begeht, wenn der Balken in das Dach des Neubaus eingefügt ist, an diesem Brauch wollen wir auch festhalten.Diese Pause gibt uns Gelegenheit zur Besinnung und zur Dankbarkeit. Sie gibt uns Gelegenheit, das bisher Geschaffene zu überblicken und den Meistern und Gesellen für ihren Fleiß zu danken, damit sie dann mit frischen Kräften das Werk vollenden können. Wie der Richtkranz, der droben fröhlich weht, bezeugt, ist das Richfest ein frohes Fest. Wir alle sind froh, dass dieser Bau mit Gottes Hilfe und ohne Unfall, soweit gedeihen konnte. Wenn heute ein Fremder in unsere Ortschaft kommt, wird er denken, was ist denn hier los? Lauter frohe Gesichter, festliche Stimmung, Richtfest?

Ein Richtfest ist doch etwas alltägliches, warum so ein Aufwand? Nein, dieses Richtfest ist nichts alltägliches, ein solches ist in unserer Ortschaft überhaupt noch nicht gefeiert worden und wird vielleicht in den nächsten Jahrhunderten nicht mehr gefeiert werden. Ein seit langer Zeit gehegter Wunsch der Ortsbevölkerung, eine würdige und den Größenverhältnissen der Ortschaft entsprechenden Kapelle zu besitzen, geht in Erfüllung. Im Namen des Kapellenbauvereins danke ich allen, die bisher am Gelingen dieses Baues mitgearbeitet haben, ich möchte hier besonders nennen: Unseren Hochw. Herrn Kuratus, der die Bauarbeiten mit so großem Interesse verfolgt; die beiden Herrn vom Kreisbauamt, Rottmund und Fiedler, die keine Mühe gescheut haben, hier ein Bauwerk zu schaffen, das sich sehen lassen kann; die Bauleute, die vom Stein und die vom Holz, die ihre Ehre drein setzen, hier eine Arbeit zu leisten, die jeder Kritik standhält.

Ferner danke ich allen, die zur Errichtung des Baues und zur Ausgestaltung des heutigen Abends, etwas beigetragen haben. Ganz besonders aber und es ist mir ein Bedürfnis, dies eigens zu betonen, danke ich meinen lieben Ortsbürgern, es war eine Freude mit anzusehen, wie einer mit dem anderen wetteiferte, ohne besondere Aufforderung, die Hand- und Spanndienste zu leisten auch die nötigen Geldmittel beizuschaffen.

Es ist nichts vollkommenes in der Welt, deshalb kann auch unsere Freude heute nicht vollkommen sein, sind doch einige in unserer Ortsgemeinschaft, die glauben, hier nicht mitmachen zu können, ich möchte nicht versäumen, sie von dieser Stelle aus nochmals zur Mitarbeit einzuladen. Wir wollen nicht sagen, jetzt ist die Hauptarbeit geleistet, wir brauche sie nicht mehr. Der Herr des Weinbergs im Evangelium, hat die Arbeiter, die erst in elfter Stunde eingetreten sind, genauso entlohnt, wie diejenigen, die Last und die Hitze des Tages getragen haben. Wir wollen auch nicht strenger sein. Wir sind bereit, alles Trennende zu vergessen und jedem brüderlich die Hand zu reichen, der gewillt ist, an diesem Werk, das nicht nur für uns, sondern für spätere Generationen gebaut wird, ehrlich mitzuarbeiten, ich bitte jedoch zu bedenken, es naht die elfte Stunde.

Möge dieser Bau mit Gottes Hilfe nun seiner Vollendung entgegen gehen und Zeugnis davon ablegen, dass Not und schwere Zeit uns nicht davon abhalten konnten, hier ein Bauwerk zu schaffen zur Ehre Gottes und zum Heile unserer Seelen. Und weil die Seele in einem Leibe wohnt, wollen wir auch den Leib, der zu diesem Bauwerk so manchen Schweißtropfen hat hergeben müssen, zu seinem Recht kommen zu lassen und in der Wirtschaft einige Stunden bei Speise und Trank und fröhlicher Unterhaltung zubringen.

Einweihung