Zur Geschichte von Kirche und Pfarrei
Um 750 besiedelten die Franken die Gegend um den Mainberg, die ein schon bestehendes älteres Dorf übernahmen. Der Name Reundorf taucht zum 1. Mal 1174 als Rivellendorf auf. 973 wurde das Gebiet im Volkfeldgau dem bayerischen Herzog Heinrich dem Zänker geschenkt, der es seinem Sohn, dem späteren Kaiser Heinrich II, vermachte. Reundorf, so der Name seit 1650, gehörte zur Volkfeldpfarrei Burgebrach und damit zum Fürstbistum Würzburg und zum Einflussbereich des Zisterzienserklosters Ebrach. Jahrhunderte lang mussten die Katholiken von Reundorf in Burgebrach die Sakramente empfangen und ihre Toten beerdigen. Erst 1602, bei einer Pestepidemie, wurde ihnen gestattet, einen eigenen Friedhof anzulegen. 1621 erfolgt dann die Umpfarrung nach Frensdorf und damit in das Bistum Bamberg, obwohl schon 1377 Bamberg das Gebiet erworben hatte.
Nachdem der Friedhof angelget war, begann man 1611 mit dem Bau einer Friedhofskapelle, aber erst 1613 bis 1616 wurde die Kirche, und zwar der ältere Teil, durch Jakob und Johann Bonalino aus Bamberg fertig gestellt und durch den Bischof Johann Gottfried von Aschhausen geweiht. Sein Wappen ist als Schlussstein des Gewölbes im Chorraum zu sehen. Wohl bei der Weihe übergab der Bischof der neuen Kirche ein silbernes Armreliquiar des hl. Otto, das auch heute noch zu den wertvollsten Besitztümern der jetzigen Pfarrei Reundorf gehört.
1764 konnte dank einer Stiftung des in Rattelshof geborenen Bamberger Büttnermeisteres Johann Michael Dotterweich die Pfarrei Reundorf errichtet werden. Durch weitere Stiftungen seiner Gemahlin Anna Margaretha Dotterweich und deren gleichnamiger Tochter wurde im Westen an die bestehende Kirche ein frühklassizistischer Anbau bis 1781 errichtet. Der Baumeister war der Maurermeister Vogel aus Bamberg. Dadurch bekam die Kirche auch eine Empore und die sehenswerte Fassade. 1781 bis 1787 stattete Georg Hofmann, Bamberg, den Erweiterungsbau und die gesamte Kirche aus. 1783 konnte eine Orgel angeschafft werden, die 1971 durch die Fa. Otto Hofmann, Ostheim/Rhön, durch ein neues Instrument im alten Gehäuse ersetzt wurde.
Das Äußere der Kirche
Die Kirche ist von einer Mauer umgeben, die an den ehemaligen Friedhof erinnert.
Die Fassade, um 1781 von Vogel errichtet, zeigt die typischen Merkmale des Frühklassizismus, geschwungener Giebel, Rechteck- und Rundbogenformen und horizontales Gesims. An der Fassade sind die 3 Patronate der Pfarrkirche zu sehen: Oben das Symbol der hl. Dreifaltigkeit, links und rechts vom Portal der hl. Otto und der hl. Sebastian, von Johann Anton Moritz, Bamberg gefertigt. Die Buchstaben OPN bedeuten „Ora pro nobis (bitte für uns)“. Über dem Portal erinnert eine Inschrift an die Stifterin des Anbaus, Margaretha Dotterweich mit der Jahreszahl 1781.
Im Inneren des ehemaligen Friedhofs kann man schön die beiden Bauabschnitte der Kirche unterscheiden: Im Westen der Anbau mit barocken Fenstern, im Osten der Altbau, der in einem nachgotischen Stil errichtet wurde. Kennzeichen dafür sind die Maßwerke an den Fenstern, der Dreipass, der Vierpass und das Fischblasenmuster. Andere Fenster haben Verzierungen, die mehr der Bauzeit des 17. Jahrhunderts entsprechen, das Speichenrad und der Kreis.
Der 3/8-Chor und der Turm mit der sehr steilen Turmspitze prägen die Kirche von Osten her. Im Turm befinden sich 4 Glocken von 1614, 1790 und 2mal 1951. Die Turmuhr, funkgesteuert, ist Eigentum der politischen Gemeinde.
An der Nordseite der Kirche befindet sich die 1992 erbaute neue Sakristei mit Nebenraum, ursprünglich als Beichtkammer gedacht, und einem WC. Sie verdeckt leider fast ganz einen rundbogigen Nebeneingang der Kirche.
Das Innere der Kirche
Der Chorraum ist 5 m lang und breit und besteht aus 1 Joch mit sehr schönem Netzgewölbe. Der Schlussstein trägt das Wappen des Bischofs Johann Gottfried von Aschhausen (s. o.). Der Hochaltar ist als Architekturbau mit Säulen gestaltet. Das Altarbild von A. Mattenheimer zeigt den hl. Otto, wie er Kranken und Armen hilft. Darüber sind eine Krone, Wolken und eine Strahlenglorie, umgeben. Das dahinterliegende Rundfenster wurde erst bei der Neuausstattung der Kirche nach 1781 eingefügt.
Der Tabernakel steht frei, ihn umgeben Anbetungsengel. Seitlich davon weisen Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde, auf Konsolen stehend, auf die Zugehörigkeit zum Bistum Bamberg hin. Ihre Gesichter sind etwas glatt. betonen aber den frühklassizistischen Stil der Ausstattung, so wie auch die Girlanden am Tabernakel, den Seitenaltären und der Kanzel. Über dem Tabernakel sieht man das apokalyptische Lamm, auf einem Buch mit 7 Siegeln liegend.
Im Chorraum befinden sich heute der Volksaltar, der Ambo und die Sedilien für Priester und Ministranten, wie sie für die erneuerte Liturgie notwendig sind. Die ursprüngliche Kommunionbank wurde entfernt, um mehr Platz zu finden.
Die beiden Seitenaltäre sind über Eck gestellt und besitzen Tabernakel und Reliquienpyramiden. Der linke Seitenaltar trägt die Unbefleckte Empfängnis Mariens, die hl. Anna, die als Lehrmeisterin ihrer Tochter Maria ein Buch trägt, und die hl. Margarete mit dem Drachenkopf. Am rechten Seitenaltar sind der hl. Sebastian, der 3. Kirchenpatron, der hl. Johannes Nepomuk mit der Siegespalme eines Martyrers, und der h. Antonius von Padua mit dem Jesuskind und einer großen Lilie zu sehen.
Das Langhaus isst 16 m lang, 6,5 m breit und 8 m hoch. Die ursprüngliche Flachdecke wurde durch ein etwas abgewandeltes Kreuzgratgewölbe ersetzt. Im Westen befindet sich die Empore mit zwei steinernen Wendeltreppen.
Im Chorraum und im Langhaus sind an den Wänden zwei barocke Vertragskreuze angebracht. Der Taufstein vor dem Chor rechts stammt aus dem Jahr 1657, die Kreuzwegbilder mit Rokokorahmen aus dem Jahre 1782. Die Kanzel ist heute nicht mehr begehbar. Sie zeigt am Kanzelkorb die 4 Evangelisten mit ihren Symbolen Löwe, Adler, Menschengesicht und einem etwas verunglückten Stierkopf. Auf dem Schalldeckel sind die 2 Tafeln der Gesetzgebung auf dem Sinai zu sehen und die Symbole der 3 göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, nämlich Kreuz, Anker und Kelch.
Vor der Kanzel steht der hl. Otto aus der spätgotischen Zeit um 1500. Das Buch weist ihn als Missionar aus. Das Gesicht des Heiligen ist sehr fein geschnitten. Links von der Kanzel steht der hl. Josef im Nazarenerstil des 19. Jahrhundert, daneben eine sehr schlanke Rokokomadonna auf Wolken, 18. Jh., mit Kind, Zepter, Krone und Strahlenkranz.
An der gegenüberliegenden südlichen Wand sehen wir einen jugendlichen hl. Michael, den hl. Wendelin, die hl. Anna selbdritt (mit Maria und Jesus), alle aus dem 18. Jh.. Im Anbau befinden sich eine frühbarocke Mutter Gottes mit Kind, Krone und Zepter, in der Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) eine spätgotische Pieta. And er Rückwand ist ein Gedenkstein an Johann Michael Dotterweich + 1764, den Stifter der Pfarrei, angebracht. Außerdem sind 2 Beichtstühle aufgestellt, ein geschlossener und ein offener. Die Rückwand des Anbaus ist mit Holzplatten verziert, die schöne Intarsienmalereien tragen.
Verfasst von Hermann Komnick, Januar 2006